Human BEING oder human HAVING?

 

Glück und größtmögliches Vergnügen wie auch Freude resultieren nicht aus der uneingeschränkten Befriedigung aller Wünsche und führen nicht zu Wohl-Sein (well-being).

Wieso heisst es human BEING und nicht human HAVING , wenn wir doch zu oft HABEN über SEIN stellen?

Ich möchte leidenschaftlicher Anwalt des Lebens und Seins und Kämpfer gegen die Zerstückelung und Entfremdung des Mensch-SEIN sein,

und möchte für das Sein und gegen das Haben einstehen.

Vor genau einer Woche endete ein „Workshop“, dessen ich gemeinsam mit Roman @romandejon ein Teil sein durfte. Ich sage bewusst „ein Teil SEIN durfte“ und nicht „ein workshop HATTE.“

Denn SEIN bedeutet für mich Lebendigkeit und authentische Bezogenheit zu meiner Welt und den Menschen, es impliziert gleichzeitig auch ein Werden

und ein Sich-Verändern. Alle Lebensformen können nur sein, indem sie werden, können nur existieren, indem sie sich verändern.

Wachstum und Veränderung sind ständiger Begleiter meines Lebensprozesses.

Dieser „workshop“ ist für alle ein Lernvorgang, bei dem nicht nur passiv Worte und Gedanken empfangen werden, man hört einander zu, empfängt und fühlt.

Neue Denkprozesse werden angeregt, neue Fragen, neue Ideen, neue Perspektiven tauchen auf und ein lebendiger und lebender Prozess entsteht; es wird

nicht bloß Wissen erworben, das alle nach Hause tragen. Es entstehen Momente und Gefühle, die jeden betreffen und verändern.

Meine Haltung ist, mich nicht auf Situationen vorzubereiten und mich nicht aufzuplustern, sondern spontan und produktiv zu reagieren. Ich vergesse oft mich selbst,

mein Wissen. Möchte, dass mein Ich mir nie im Wege steht; und aus genau diesem Grund kann ich mich voll auf den anderen und dessen Ideen einstellen und einlassen.

So werden neue Ideen geboren, weil ich nichts festzuhalten trachte.

Ich vertraue auf die Tatsache, dass ich bin, dass ich lebendig bin und dass etwas Neues entstehen wird, wenn ich nur den Mut habe, loszulassen.

Ich möchte weder mich noch den anderen durch meine Angst ersticken, sondern andere durch meine Lebendigkeit anstecken. Die Unterhaltungen hören auf, ein Austausch

von Waren (Informationen, Wissen, Status) zu sein und werden zu einem Dialog, bei dem es keine Rolle mehr spielt, wer recht hat.

Ich möchte nicht haben, Ich möchte sein.

Wir alle beginnen, miteinander zu tanzen, und wir trennen uns nicht im Gefühl des Triumphs oder im Gefühl der Niederlage, was beides gleich fruchtlos ist,

SONDERN VOLLER FREUDE.

Das Ziel sollte sein, immer tieferes Wissen zu erlangen und nicht mehr Wissen haben zu wollen. Wissen sollte nicht als Besitz angesehen werden, der einem ein Gefühl der Sicherheit

und Identität verleiht; man sollte von seinem Wissen nicht „erfüllt“ sein, man sollte sich nicht daran festklammern, nicht danach begehren. Wissen sollte nicht die Eigenart eines

Dogmas annehmen, das uns versklavt. Wissen ist nichts anderes als der eindringende Denkvorgang als solcher – Denken, das nie den Wunsch verspürt, stillzustehen, um Gewissheit

zu erlangen. Im allgemeinen ist das System oft nur bemüht, uns mit Wissen auszustatten, entsprechend etwa dem Eigentum oder dem sozialen Prestige, über das wir vermutlich

im späteren Leben verfügen werden. Doch sind wir zu mehr fähig und bestimmt und bremsen uns immer wieder aus, weil wir Wissen auch als eine Art Macht empfinden,

wenn wir es besitzen. Wie oft hören wir WISSEN IST MACHT. Doch Wissen darf MEER SEIN, es darf tief sein, darf beflügeln, inspirieren und fliegen lernen.

Mein Glaube an mich selbst, an den anderen, an die Menschheit, an die Fähigkeit des Menschen, wahrhaft menschlich zu werden, impliziert mir Gewissheit – aber eine Gewissheit,

die auf meiner eigenen Erfahrung beruht und für die ich immer einstehen werde. Dabei möchte ich mein eigenes Ich aus dem Spiel lassen und möchte den anderen in seinem

So-Sein sehen und seine inneren Kräfte erkennen, ihn in seiner Individualität und gleichzeitig als Teil der gesamten Menschheit oder in dem Fall wichtiger Teil des „workshops“ sehen.

Wir brauchen nicht soviel nachdenken, was wir tun sollen; wir dürfen vielmehr bedenken, was wir wären. Gewicht sollte darauf liegen, gut zu sein, und nicht darauf,

wie viel oder was zu tun ist. Wichtig sind die Fundamente, auf denen unser Tun steht. Unser Sein ist die Realität, der Geist, der uns bewegt, der Charakter,

der unser Verhalten bestimmt; im Gegensatz dazu sind die Taten und Überzeugungen, die von unserem dynamischen Kern abgetrennt sind, nicht real.

human BEING oder human HAVING?

Sein ist Leben, Tätigsein, Geburt, Erneuerung, Ausfließen, Verströmen. Das Leben ist KEIN „workshop“ so wie ich und alle anderen nicht Teil dieses „workshops“ waren.

Das Leben ist ein WORKFLOW und wir alle sind Teil dieses Wunderwerks WORKFLOW, dieses SEINS. In diesem Sinn ist es das Gegenteil von HABEN,

von Ichbindung und Egoismus. Wir dürfen alle „aus uns selber ausgehen bzw. fließen“. Sein ist wie ein Vorgang des „Kochens“, des „Sich-selbst-Gebärens“, etwas,

das „in sich selbst und über sich selbst verfließt“ ! WORKFLOW halt!

Wir lebendigen Menschen gleichen einem Gefäß, das wächst, wenn es gefüllt und doch nie voll werde - ein Gefäß ohne Ichbindung und Gier.




Instagram: www.instagram.com/this.is.tolga

Fotos: www.instagram.com/romandejon




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